1.) Verständlich schreiben
Du bist Experte auf Deinem Gebiet, Dein Kunde nicht unbedingt. Wenn wir von “Repositories”, “Staging”, “Widgets” und “Branches” reden, kommt beim Gegenüber oft nur
Techno Babble an. Expertensprache will auch immer imponieren, setze Dir daher zum Ziel zu erklären und wenn es keine Alternative für das Fachwort gibt, erläutert es. Deflektorschüsseln repolarisieren darf nur Scotty von der Enterprise.
2.) Erschaffe Personas Deiner Leser und Kunden
Eine Persona ist eine fiktive Person, die Du anhand Deines Wissenstands über Deine Zielgruppe konstruierst. Sie hat Vor- und Nachname, einen Job, einen Familienstand, Wünsche, einen bestimmten Kenntnisstand zu Deinem Produkt oder Deiner Marke, Hobbies, Erwartungen und unter Umständen Einschränkungen. Wenn Du also darüber schreiben möchtest, dass der Lithium-Ionen-Akku des JackHammer 3000 20% mehr Leistung und 50% mehr Kilojoule bringt, schau nochmal auf das Profil von Herbert (50, zwei Kinder, Polier, leidenschaftlicher Angler) und prüfe, ob er damit etwas anfangen kann.
3.) Alles geht kürzer
Zu diesen Zeitpunkt = jetzt
Keine Seltenheit = häufig/oft
War nicht mehr wegzudenken = gehört dazu
Er ist mit der Leitung des Administratorenteams in der Informationstechnik betraut = Er leitet das Admin-Team der IT
4.) Mach besser ein Verb rein
Verben machen einen Satz lebendig. Möchte man über die Lebendigkeit des Satzes reflektieren, die durch Verwendung pointierter grammatikalische Gefüge erzeugt wird, bleibt nur die Karriere im akademischen Umfeld. Da stehen sie auf so Schweinkram mit Satzzeichen und Worten, die auf -ieren enden.
4.1) Aktiv formulieren
Passive Satzkonstruktionen haben die Eigenschaft Aussagen unnötig aufzublähen und Verantwortlichkeiten zu verschleiern, was die Sätze unpersönlich und unleserlich macht = Passive Satzkonstruktionen sind Mist.
5.) Adjektive bewusst verwenden
Gerade im Marketing ist die Versuchung groß, diese fantastischen, reichweitenstarken, hochwertigen, viralen und kuratierten Adjektive zu verwenden, um den anderen fantastischen, reichweitenstarken, hochwertigen, viralen und kuratierten Dingen da draußen zu zeigen, wo der Barthel den Most holt. Zwei von drei Adjektiven sind oft für die Tonne. Besonders acht geben solltest Du auf Beiworte, die die selbe Aussage wie das Hauptwort haben. Meine Lieblingsbeispiele: Gezielte Maßnahme und feste Überzeugung.
6.) Bau keinen Donaudampfschifffahrtskapitänskajütenwortfrankenstein
Rückantwort = Antwort
Eigeninitiative = Initative
Geschäftsführungsleitlinien = Leitlinien für die Geschäftsführung
Euere Webseite wird es euch auch danken, wenn ihr das Layout nicht durch Wortmonster zerschießt.
7.) Klare Aussagen treffen
Als international tätiges Unternehmen haben wir netzstrategen Niederlassungen in der Rheinmetropole und der Fächerstadt. = Uns könnt ihr in Köln oder Karlsruhe treffen und wir sprechen ganz passables Englisch.
8.) Sinnvolle Synonyme
Anstelle von Köln “Rheinmetropole” zu schreiben ist in Ordnung. Einmal. Beim Verb
sagen gibt uns eine beliebige Synonym-Seite hunderte von Treffern. Doch
erwähnen ist etwas anderes als
informieren, also prüft eure Wahl sorgfältig. Für viele Substantive gibt es keine vernünftigen Synonyme: Lenkrad bleibt Lenkrad, denn ein Lenker ist etwas anderes und des Rennfahrers liebstes Stück…interpretationsoffen.
9.) Wortdoppelungen vermeiden
Manchmal funktionieren Wortdoppelungen als Stilmittel. Meistens lassen Wortdoppelungen einen Satz unbeholfen wirken, was uns oft zu Punkt Acht zurückbringt. Gleichklingende Worte haben den selben Effekt: Gründungen von Gründern sind so ein Beispiel.
10.) Redundanzen vermeiden
Eine fiese Falle sind Adjektive, die eigentlich das Hauptwort ergänzen sollen. Fallen sind meistens fies und sakrale Kirchengebäude auch verschwendete Tastenanschläge.
11.) Auf richtige Beziehungen achten
Im Eifer des Gefechts geht ein Komma oder ein Verbindungswort schnell verloren. Doch zwischen “Komm, wir essen Opa” und “Komm, wir essen, Opa” gibt es einen lebenswichtigen Unterschied.
12.) Verben vor Substantivierung
Wir ergreifen regelmäßig Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung in Form von Stellenausschreibungen. Klingt doof und geht kürzer: Wir schreiben regelmäßig
Stellen aus, um neue Mitarbeiter zu gewinnen.
13.) Nebensätze sind OK, ehrlich!
Nur Hauptsatz an Hauptsatz reihen. Dichter dürfen das. Schüler gehen mit der Technik auf Nummer sicher. Für den Rest der Menschheit ist das gelegentliche Komma völlig in Ordnung, schließlich sind wir meist nicht lyrisch unterwegs und haben die Grundschule – hoffentlich – hinter uns.
14.) Zusammenlassen, was zusammen gehört
Einige Regeln aus der Fachliteratur:
- Satzteile, die logisch zusammengehören, nie durch mehr als zwölf Silben voneinander trennen
- Nebensätze, die die Handlung tragen vermeiden. Was die Handlung trägt, gehört in den Hauptsatz
- Vorsicht bei Sätzen, die den Hauptsatz unterbrechen, oft machen sie ihn schwer verständlich
- Subjekt und Prädikat nah beinander halten
- Variiert euren Satzbau, siehe Nummer 13
Mehr davon findest Du hier:
15.) Fehlr passieren, immer, jedem
Für das Vier-Augen-Prinzip gibt es keinen Ersatz. Ansonsten hilft der Medienwechsel: Ausdrucken und mit dem Bleistift drüber gehen oder auf dem Tablet lesen. Wenn ihr die Zeit habt, lasst den Text eine halbe Stunde liegen und lest ihn dann nochmal, idealerweise nicht im Texteditor.
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Dieser Text wurde ursprünglich von Peter Klement verfasst.
2 Antworten
Danke für diese erfrischende Aufklärung 🙂
Hallo Angelika,
vielen Dank für das Kompliment.
Grüße,
Peter